Samstag, 11. November 2017

Charity Walk und "Light Up@Orchard"

In Singapur ist "Charity", also Wohltätigkeit, ein großes Thema. Da es wenig staatliche Unterstützung gibt, sind die meisten Wohltätigkeitsorganisationen auf Spenden angewiesen.
Es gibt zahlreiche solcher Organisationen in der Stadt, die Suppenküchen betreiben, die kulturellen Einrichtungen am Leben erhalten, Kindern Bildung jeglicher Art oder Hilfsprojekte in den umliegenden Ländern ermöglichen.
Das Sammeln der Spenden dafür gehört hier quasi zum Alltag dazu, fast jedes "Event" dient dazu, Geld für eine solche Organisation zu sammeln.

Und schon Kinder werden an diese Form der Wohltätigkeit herangeführt - so veranstaltet die EtonHouse-Gruppe jährlich einen groß angelegten "Charity Walk". Hierzu werden alle Kinder und Eltern aller 14 Singapurer Einrichtungen eingeladen, um Geld für den EtonHouse Community Fund zu sammeln.
Natürlich waren wir neugierig darauf, und so meldete ich uns für Samstag an; natürlich gegen eine recht stattliche Anmeldegebühr - alles für einen guten Zweck, versteht sich. Im Gegenzug bekamen wir schicke, rote Shirts zugeteilt und standen gestern morgen Punkt 9 Uhr auf dem Rasen am Fort Canning Park.


Bei strahlendem Sonnenschein (und daraus resultierender Hitze) versammelten sich Hunderte von rot gekleideten Familien, eine Moderatorin schrie in ohrenbetäubender Lautstärke die bisher gesammelte Spendensumme ins Mikrophon, dazu ertönten stampfende Disco-Beats.
Titus war zunächst etwas irritiert und mir war viel zu warm (Norman durfte zuhause ausschlafen, da er von der Weihnachtsfeier am Abend vorher etwas übermüdet war). Schließlich sortierten sich alle Anwesenden zu den Startblöcken ihrer jeweiligen Kindergärten, und los ging der Spaziergang rund um den Fort Canning Park. Titus marschierte tapfer die gut 2 km des Rundwegs mit mir, wir guckten uns die schönen Bäume und Pflanzen an und staunten über die Menschenmassen um uns herum.



Wieder am Startpunkt angekommen, versorgten wir uns mit Coupons und inspizierten die vielen Stände, an denen es Essen und Getränke gab, aber auch Jahrmarkt- und Geschicklichkeitsspiele, zig Hüpfburgen, einen Kinderschminktisch und diverse Bastelaktionen.






 Dazwischen picknickten wir auf der Wiese, und gegen 11 Uhr rann uns der Schweiß von der Stirn und wir fuhren mit dem Bus wieder nach Hause, erschlagen von dem ganzen Trubel.


Kaum waren wir daheim angekommen, ging ein heftiges Gewitter los, und der Regen hielt den restlichen Nachmittag über an.

Ich verbrachten diesen bei Inga, einer Chorsängerin, zuhause im Wohnzimmer, wo wir eine recht spontan anberaumte Registerprobe für Sopran und Alt des Kammerchores abhielten, um endlich mit dem Bach-Gloria weiterzukommen. Ganz schön anstrengend, vor allem, weil ich dabei wieder mal am Klavier herumstümpern musste. Um kurz vor 16 Uhr brachen wir ab, wandelten die Probe in einen gemütlichen Kaffeeklatsch um und verquatschten uns in einer internationalen Runde (USA, Singapur, Deutschland und Australien). Dort bekam ich dann vom Chorvorstand auch das endgültige Okay, dass Titus zum Konzert am 10. Dezember kommen darf - normalerweise sind Kinder unter 6 Jahren an Veranstaltungsorten nicht erlaubt (außer bei explizit betitelten Kinderveranstaltungen) und sind bei Konzerten nicht gerne gesehen. Da der Junior sich aber beim Chorpicknick vor ein paar Wochen so liebreizend präsentiert hat und alle furchtbar begeistert von ihm waren (und weil ich die kompletten Programmhefttexte verfasst habe), bekam er nun eine "Sondererlaubnis" und eine eigene Eintrittskarte!

Am frühen Abend nahm meine Mitsängerin Sindy mich dann mit dem Auto zur Orchard Road, wo ich mich mit Titus und Norman zu einem schnellen Abendessen im Food Court des ION Orchard traf. Groß angekündigt war für den Abend das sog. "Light Up", also das "Anschalten" der Weihnachtsbeleuchtung. Die Polizei riegelte die Straße ab, die Präsidentin fuhr mit gesamter Entourage vor, es gab eine Bühne und Musikshows und ein Riesenbrimborium. Leider dauerte die ganze Schose dermaßen lange, es herrschte ein unfassbares Gedränge aus Schaulustigen und Shoppingwütenden, so dass wir gegen halb neun entnervt nach Hause fuhren, noch bevor die Lichter angeschaltet waren.


Immerhin konnte Titus spontan Freundschaft schließen mit Ariella, der Tochter von Normans australischem Arbeitskollegen Josh, den wir mit seiner Familie trafen. Die gleichaltrigen Kinder tobten sofort miteinander herum, hielten Händchen und waren von einer Sekunde auf die andere quasi verliebt ineinander.

Da die Familie tatsächlich nur knapp 500m von uns entfernt wohnt, werden wir wohl in Zukunft das ein oder andere Playdate vereinbaren müssen!

Freitag, 10. November 2017

Ein Nachmittag im ArtSciene Museum

Die ersten Säckchen für den Adventskalender habe ich fertig genäht, währenddessen piepst mein Handy im Minutentakt: Norman schickt mir sehr lustige Fotos seiner Weihnachtsfeier und jammert, dass die ohrenbetäubend laute Musik und die zig Spielchen nur mit sehr viel Alkohol zu ertragen seien. Firmenfeier à la Singapur!

Und dabei war doch heute tagsüber noch so müde, da er erst wirklich spät nachts aus Bangkok zurückgekommen war. Zu allem Übel war Titus, als ich um 22:30 Uhr aus der Chorprobe geradelt kam, noch putzmunter und saß spielend mit Babysitterin Jiexi in seinem Zimmer. Bis ich das Kind eingeschläfert im Bett hatte, war es fast Mitternacht, und derartig schlecht gelaunt war der kleine Mann (nach einer sehr unruhigen Nacht) dann heute morgen nach dem Aufstehen auch.
Ich war also erstmal froh, als beide Männer aus dem Haus waren, putzte wie eine Wilde die Küche und die Böden, radelte zum Markt und hielt mein Schwätzchen mit der Bäckers- und der Gemüsefrau, nahm daheim die Lebensmittellieferung entgegen und grübelte währenddessen, woran wohl Titus' momentane Phase des Spät-Einschlafens liegen könnte.

Kurzerhand beschloss ich, am Nachmittag ein wenig "Action" zu machen und das Kind auszupowern. So fuhren wir mit dem Taxi nach dem Kindergarten bei strömendem Regen ins ArtScience-Museum direkt neben dem Marina Bay Sands Hotel. Genau das Richtige bei dem Wetter, und zu unserem Glück ist Freitags auch noch "Family Day" und Kinder bekommen freien Eintritt. Ich galt mit meinem Ausweis als "Singapore Resident" und zahlte nur 13 S$; dazu bekamen wir noch zwei Flaschen Wasser gratis dazu.





Leider wird die Ausstellung, die ich eigentlich sehen wollte, erst Ende November eröffnet, doch die Dame an der Kasse empfahl uns wärmstens die Dauerausstellung "Future World", und was soll ich sagen: die ist genial! Und zwar sowohl für Kinder als auch für ausgewachsene Menschen mit Spieltrieb!

Gezeigt wird eine "virtuelle" Welt, bestehend aus Installationen verschiedenster Künstler. Alle Exponate sind interaktiv, d.h. es soll und darf mitgespielt und ausprobiert werden. In vier Abteilungen - Nature, Town, Park, Space - gibt es u.a. eine Rutsche, bei der auf die Rutschbahn projizierte Früchte erwischt werden sollen, es gibt Städte zu entwerfen, auf Kissen in einem dunklen Raum kann man es sich gemütlich machen und computeranimierten Wellen zuschauen. 




Das Exponat "A Table Where Little People Live" projiziert kleine Männchen auf einen Tisch. Sobald man seine Hand oder einen anderen Gegenstand darauf legt, reagieren die Kerlchen darauf, holen Leitern, fangen an zu hüpfen und zu klettern. Je mehr man selbst mitwirkt, umso aktiver wird die Animation.



Titus war völlig begeistert, rutschte hundertmal ("Mama, jetzt hab ich die Wassermelone weggestupst."), ließ Männchen über seine Hände kraxeln und wäre am liebsten schon am Beginn der Ausstellung für den Rest des Nachmittags geblieben.
Am besten gefiel uns aber wohl die "Sketch Town" bzw. das "Sketch Aquarium". Hier konnte man auf ausliegenden Malvorlagen Hochhäuser, Busse, Flugzeuge und später dann Fische, Seepferdchen und Tintenfische ausmalen. An Scanner-Stationen ließen sich die Kunstwerke per Knopfdruck einscannen - und die eigenen Motive tauchten kurz darauf animiert auf riesigen Stadtlandschaften und Unterwasserwelten auf. Was für ein Spaß!




Ein weiterer Höhepunkt in der Abteilung "Park" waren das "Light Ball Orchestra". Dieses besteht aus ungefähr 20 Gummibällen, die darauf programmiert sind, miteinander zu interagieren, sobald sie berührt werden, sich gegenseitig berühren bzw. in jeder erdenklichen Art "bespielt" werden. Daraufhin verändern sie ihr Licht und machen eine Art "Computer-Musik". Titus jedenfalls juchzte und quietschte selig, während er die riesigen Bälle umherschubste, sie hüpfen ließ, sich darauflegte und dazwischen umher rannte.



Gegen 18:30 Uhr konnte ich ihn dann endlich aus dem Museum lotsen, denn zugegebenermaßen war ich am Verhungern. Auf dem Fußweg über die Helix Bridge bei immer noch anhaltendem Nieselregen diskutierten wir die Abendessen-Optionen und kamen zusammen zu dem Schluss, dass wir dringend eine Pizza bestellen sollten. Dank UberEats gesagt, getan. Leider machte uns (fast) der zu spät kommende Bus und der Feierabend-Stau einen Strich durch die Rechnung - mein Dank geht deshalb an die geduldige Lieferantin, die zuhause im Auto auf uns wartete und uns, die wir im Laufschritt angaloppierten, zwei Pizzen in die Hand drückte.

Tatsächlich scheint mein Plan aufzugehen: nach dem Abendessen ging der Junior ohne Umweg ins Bett und schnarchte bald friedlich. Wir brauchen also mehr Programm für die Nachmittage!




Mittwoch, 8. November 2017

Kochclub und Weihnachtseinkäufe

Norman ist in Bangkok und schickt mir Fotos von den gegrillten Insekten, die es auf dem Street Market als Snacks gibt, während ich todesmutig die handtellergroße Kakerlake im Bad einfange und aus dem Fenster werfe. Das Vieh macht einen deutlich angeschlagenen Eindruck, offenbar wirken die Giftfallen.
Wieder einmal dauert es eine halbe Ewigkeit, bis ich das Kind aus dem Bett und in den Kindergarten gescheucht habe.
Kurz darauf stehe ich schon im edlen "Ion Orchard", in dem leider zu dieser frühen Stunde um kurz vor 10 Uhr noch alle Geschäfte geschlossen sind.
Ich treffe mich dort mit Christiane aus der "Impulse"-Redaktion und gemeinsam besuchen wir Michelle, die im 24. Stock über dem schicken Einkaufstempel mitsamt ihren drei Katzen, zwei Kindern und Mann in einer Wohnung mit einem sensationellen Ausblick über die Orchard Road residiert.
Michelle ist Amerikanerin, und dementsprechend herzlich heißt sie uns willkommen. Sie ist die Begründerin der "International Cooking Club Singapore". Darin hat sie im Lauf der letzten 5 Jahre über 300 Frauen aus 85 Nationen vereint, die gemeinsam in verschiedenen Kochgruppen aktiv sind und sich gegenseitig die Spezialitäten ihrer Heimatländer vorstellen. In Gruppen à 10 Personen wird etwa einmal monatlich reihum bei jedem zuhause gekocht, und so entstehen Menüs aus allen Regionen dieser Welt - ebenso wie Freundschaften.
Die Gründerin hatte die zündende Idee, als ihr nach ihrem Umzug nach Singapur, wohin sie ihrem deutschen Ehemann gefolgt ist, ordentlich langweilig war - und sie kurzerhand ihre große Liebe zum Kochen und Essen mit ihrem Organisationstalent und ihrer unglaublichen Herzlichkeit vereint hat.
Eine echte Erfolgsgeschichte, über die wir gerne im Magazin berichten wollen, ist sie doch das beste Beispiel dafür, wie bunt und vielfältig die Stadt ist und welchen tollen Projekte es gibt, Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen zusammenzubringen.
Da trifft es sich natürlich gut, dass gerade das erste Kochbuch aus diesem rein ehrenamtlichen Projekt entstanden ist, welches ab Ende November zum Verkauf steht. Wir dürfen durch die ersten Druckexemplare blättern und sind begeistert von der Qualität der Bilder und Rezepte - da kriege ich gleich Hunger bei den Gerichten aus Ägypten, Vietnam, Peru, Australien und Schweden. Christiane, selbst Leiterin einer Koch- und Backgruppe, zeigt mir stolz ihren Beitrag: eine Schwarzwälder Kirschtorte!
Als Singapur-Neuling bin ich außer von den Rezepten fast noch begeisterter vom Index. In diesem wird nämlich für praktisch jede Zutat (mit Bild) genau aufgeführt, in welchem Geschäft in Singapur ich diese bekommen kann. Ein toller Service, denn sämtliche japanische, südafrikanischen, amerikanischen und auch deutschen Spezialitäten gibt es zuhauf; man muss nur wissen, wo man sie bekommen kann.
Auf jeden Fall weiß ich schon, was ich mir zu Weihnachten schenken werde - und wenn alles klappt, darf ich bald in der vegetarischen Kochgruppe mitmachen!





Nach dem kurzweiligen Vormittag mit der quirligen Michelle gehe ich noch zum japanischen "Daiso" im Untergeschoss und erstehe Kleinigkeiten für den Adventskalender. Hier gibt's einfach alles, von Aufklebern über Weihnachtsdeko zu Haushaltswaren und Bastelkram.

Als ich nach Hause eile, um noch schnell den wöchentlichen Essensplan zu schreiben und die Online-Lebensmittelbestellung abzugeben, regnet es in Strömen. Zwar kühlt es draußen dann immer tatsächlich für einen kurzen Moment ein wenig ab, doch ist die Schwüle unangenehm - da ist mir Sonne lieber, dann können wir wenigstens nachmittags in den Pool gehen!


Dienstag, 7. November 2017

100 Tage Singapur - und im Stoffhimmel!

Seit 100 Tagen leben wir in Singapur - so schnell sind diese gut drei Monate vergangen und so vieles haben wir erlebt! Ob ich mich in Singapur eingelebt habe, wollen viele wissen. Doch, ich fühle mich hier "zuhause", "unsere" Wohnung und "unser" Stadtviertel fühlt sich jedenfalls danach an. Inzwischen weiß ich, wo ich die nötigsten Dinge bekomme, war beim (Kinder-)Arzt, kenne mich in der Stadt und mit den zig Bus- und UBahn-Linien einigermaßen aus und fahre meistens recht zielsicher mit dem Fahrrad umher.
Wir haben eine prima Babysitterin, ich bin sehr zufrieden mit meinen wöchentlichen Chorproben und auch die anderen bislang geknüpften Kontakte lassen sich gut an. Natürlich gibt es (noch) keine engen Freundschaften, und mir fehlt vor allem abends und am Wochenende der Freundeskreis, der immer für Programm gesorgt hat. Andererseits genieße ich natürlich auch die "totale Freiheit", einfach das tun zu können, auf was ich Lust habe, viel Sport zu machen und zu lesen, die Stadt zu erkunden und vor allem: Zeit zum Schreiben zu haben.
Und spätestens ab Januar ist es mit der "Ruhe" vorbei, denn ab dann haben wir eigentlich bis zum Sommer hin fast durchgehend Besuch, und darauf freuen wir uns unbändig!

Immer, wenn ich in diesen Tagen in der Stadt unterwegs bin, denke ich: "Oh, das muss xxx dann auch zeigen, wenn sie/er zu Besuch ist." In meinem Kopf entstehen bereits reiseführerartige Ansagen und ich überlege ernsthaft, einen kleinen, privaten "Stadtführer" zu schreiben.

Am Montag Vormittag zum Beispiel traf sich die Impulse-Redaktion in der Orchard Road, um ein Gruppenfoto für die Weihnachtsausgabe aufzunehmen. So früh morgens sind die Geschäfte dort schön leer, die Weihnachtsdeko steht bereits und ich kann mich an den ganzen Läden und Gebäuden immer noch nicht sattsehen - auch wenn ich nach wie vor nicht verstehe, wer denn das ganze Zeug dort kaufen soll.




Oder gerade gestern radelte ich wieder die wunderschöne Strecke am Istana-Park und -Palast entlang bis in die Innenstadt. Die Wachen am Eingang grüßten freundlich, ebenso sämtliche Fußgänger und Autofahrer, denen ich begegnete. Als Radler ist man einfach eine Seltenheit!
Die Route, die mich durchs River-Valley bis nach Tiong Bahru führte, brachte mich trotz langsamen Tempos ordentlich ins Schwitzen. Endlich stand ich vor dem großen Tan Boon Liat-Building mit seinen 15 Stockwerken, in dem sich fast ausschließlich Möbel-, Antiquitäten- und sonstige Einrichtungsgeschäfte befinden. Rundherum nur Baustellen, vierspurige Straßen und eine Art Industrieviertel. Der Parkwächter winkte mich heran und ich durfte mein Fahrrad direkt neben seinem Häuschen parken. Etwas orientierungslos stand ich dann vor der Fassade und konnte nirgendwo eine Beschreibung entdecken. Auf gut Glück fuhr ich mit dem leicht heruntergekommenen Fahrstuhl, in dem eine ältere Dame auf einem Klapphocker saß und die Knöpfe drückte, in den fünften Stock. Vorsichtig öffnete ich die Feuerschutztür mit der Nummer #05-09 und der Aufschrift "Sing Mui Heng" und staunte: ein riesengroßes Handarbeitsgeschäft lag vor mir, mit allem, was das Näh-Herz begehrt.  Stoffe, Nadeln, Garne, Knöpfe, alle erdenklichen Kurzwaren, Bastelzubehör, Nähmaschinen - und alles zu erstaunlich günstigen Preisen.




Gemeinsam mit einer sehr kundigen Verkäuferin fand ich dort in kürzester Zeit alles Nötige für den Adventskalender, den ich für Titus nähen möchte, und war kurz darauf zwar um lächerliche S$40 ärmer, aber sehr begeistert von dieser Fundgrube.

Weiter ging es mit dem Fahrrad in die nahe gelegene Yong Siak Street mitten in Tiong Bahru. Dort vertrieb ich mir die Zeit bis zur Yogastunde im wunderschönen Kinderbuchladen "Woods in the Books" und blätterte mit Begeisterung durch die kreativ illustrierten Bücher und bestaunte die Spiele und Geschenkideen.
Anschließend durfte ich bei der "Hot Core"-Stunde so dermaßen schwitzen, dass mir der Nieselregen beim Heimradeln überhaupt nichts mehr ausmachte.
Keuchend kam ich um 14 Uhr zuhause an und wurde schon von zwei Handwerkern erwartet - denn wir hatten schon wieder kein warmes Wasser. Zum Glück stellte sich heraus, dass "nur" die Sicherung am Boiler herausgesprungen war (wahrscheinlich durch einen Blitzeinschlag in den letzten Tagen). Doch da sich dieser mitsamt der Sicherung unter einem Brett hoch oben an der Decke verborgen ist, muss man da auch erst einmal draufkommen... Das undichte Rohr im anderen Bad, das uns täglich einen mittleren See auf dem Fußboden und einen bereits schimmelnden Badezimmerschrank beschert, konnten sie leider nicht reparieren, dafür seien andere Handwerker zuständig.

Ich eilte zum Kindergarten, holte Kind mitsamt Roller und Schmusehund "Bruno" ab und wir marschierten ins Einkaufszentrum. Titus ist nämlich am Sonntag zu einem Kindergeburtstag eingeladen und wir brauchen dringend ein Geschenk für ein 3jähriges Mädchen. Leider waren wir beim Toys'r'us so erschlagen von der Auswahl, dass wir uns für nichts davon entscheiden konnten und nach einer Stunde unverrichteter Dinge nach Hause gingen, um erst einmal ein Eis zu essen.

Es folgte ein regelrechter Telefon-Marathon, erst quatschte ich eine ganze Weile mit Verena in München und anschließend mit meinen Eltern. Alle berichteten mir vom kalten Novemberwetter, während ich im Schweiße meines Angesichts das Abendessen zubereitete. Leider musste ich zum Chor eilen, bevor ich selbst essen konnte, vergaß in der Hektik auch noch meine Noten zuhause und stand dann mit knurrendem Magen bis 22 Uhr in der Probe. Meine Nebensitzerin Pak Geok, eine niedliche, dauerlächelnde 1,50m kleine Singapurerin, ließ mich bereitwillig in ihre Noten gucken, rülpste unentwegt und rannte dauernd zum Klo.

Titus ist diese Woche ein echter Langschläfer, heute wachte er erst um kurz vor halb neun auf und so waren wir gerade noch rechtzeitig zum Beginn des Tagesprogramms um 9 Uhr im Kindergarten. Leider konnte er sich deshalb nicht von Norman verabschieden, der heute abend geschäftlich nach Bangkok fliegt - und dem ich gerade noch rechtzeitig das Tütchen mit dem thailändischen Geld und seinen Reisepass in die Hand drücken konnte.
Mein Tagesplan für heute sieht vor, den neuen Veranstaltungskalender für die Januar-Ausgabe von "Impulse" zu schreiben, eine Runde im Gym zu sporteln und mir zu überlegen, wo wir denn Ende November für ein Wochenende hinfahren könnten. Diese ganzen Reise-Recherchen sind echte Zeitfresser, ich könnte stundenlang hübsche Hotels angucken oder mir Routen überlegen!

Sonntag, 5. November 2017

Wanderung am Mount Faber und im HortPark

Während Putzfee Biu neben mir steht und bügelt (inzwischen konnten wir das Missverständnis mit den Verbrauch von Putzlappen klären), komme ich dazu, ein bisschen von unserem Wochenende zu erzählen:

Den Samstag Vormittag verbrachten meine Männer erst beim Rollerhändler, da Normans Roller-Rücklicht kaputt war, und besuchten dann noch den nahe gelegenen Spielplatz. Titus bestand anschließend darauf, den kompletten Heimweg auf Papas Elektroroller zurückzulegen (gut 4 km). Kurz darauf standen zwei indische Handwerker in unserem Wohnzimmer, die mit riesigen Geräten anrückten, um die Klimaanlagen zu warten. Dies muss per Wartungsvertrag alle drei Monate gemacht werden, um Schimmelbildung zu vermeiden. Gut eine Stunde lang putzten und schrubbten die beiden, immer genauestens von Titus beobachtet, während wir auf dem Balkon saßen.


Am Nachmittag folgte ein ausgiebiger Schwimmausflug zum Pool, und abends machten wir uns auf zum quirligen Clarke Quay. Hier reihen sich am Fluss entlang ein Restaurant neben das andere, Unmengen Touristen und Einheimische sind unterwegs und jedes Lokal wirbt mit einer Getränke-Happy Hour. Wir waren mangels Mittagessen (außer Titus, der besteht auf seine samstägliche "Nudelsuppe mit Anneliese-Brühe") sehr ausgehungert und kehrten recht schnell zum Mexikaner ein.
Dort verspeiste das Kind Nachos, Pommes und dazu noch meine Tortillafladen und fiel dann bei der Heimfahrt im Taxi in eine Art Kohlehydratkoma...


Leuchtdrachen-Show direkt am Quay gegenüber

Am Sonntag schliefen wir dann dementsprechend lange und nach einem ausgiebigen Frühstück packten wir den Wanderrucksack und fuhren mit dem Uber zum Mount Faber. Rund um diesen Berg und dem dazugehörigen Park führen viele verschiedene Wanderwege, es gibt "treetop walks" hoch oben zwischen den Baumwipfeln und riesige hölzerne "board walks" mit Spielmöglichkeiten (die sog. "Henderson waves"), dazu hat man eine wundervolle Aussicht über den Hafen und die Stadt.




 Natürlich hatten sich gerade heute mal wieder die sonst allgegenwärtigen Regenwolken verzogen und die Sonne knallte vom strahlend blauen Himmel, so dass wir nur von den kleinen Anstiegen und vom Herumstehen nass geschwitzt waren. Titus war völlig in seinem Element, er rannte und tobte und hüpfte und kletterte zwei Stunden lang herum, nur unterbrochen von kleineren Picknickpausen. Eifrig suchten wir nach den Affen, vor denen auf Schildern gewarnt wurde, doch außer diversen Käfern, Raupen und Hörnchen konnten wir keine Tiere finden.








Die Gondel ließen wir links liegen und marschierten stattdessen den gesamten Weg hinunter und direkt in den angrenzenden HortPark weiter. 




Dort fand gestern ein kleines Festival der Nachbarschaftsgruppe statt, Thema waren essbare Pflanzen, Gemüse- und Obstanbau. Es gab viele Verkaufsstände von Gärtnereien, aber auch viele Leckereien wie z.B. Eis oder Coconut Shakes, das wir natürlich beides probieren mussten - denn wir waren ganz schön erhitzt von unserer kleinen Wanderung.




Da Titus weiterhin sehr lauf-motiviert war, marschierten wir weiter durch den Park. Dort reihen sich wunderschön bepflanzte Gärtchen aneinander, alle nach einem bestimmten Thema angelegt. Immer wieder gibt es herrlich schattige Bänke, Spielmöglichkeiten und Trinkwasserspender, Kunstinstallationen und herrliche Blumen und sonstige Gewächse. Eine echte Oase!





Gegen 15 Uhr forderte die Dauerhitze aber ihren Tribut, wir waren allesamt völlig erledigt und ließen uns im klimatisierten und herrlich kühlen Taxi erst einmal erleichtert in die Sitze sinken und nach Hause kutschieren.

 Mit Eiskaffee und Bäckertüten ging es dort direkt an den Pool, und wir verbrachten einen sehr entspannten Nachmittag mit Schwimmen im Wasser, während wir sehr angeregt mit den französischen Nachbarn aus dem 20. Stock plauderten und dabei Bälle hin- und her warfen, sehr zur Freude des dauerquietschenden und -juchzenden Titus'. Der traute sich zwar erst nach etwa einer Stunde in den etwas kühlen Pool, schwamm dann dafür aber in der folgenden Stunde ununterbrochen hin und her, bis er zu zittern anfing.



Zum "Aufwärmen" gab es zum Abendessen Kürbissuppe, gepaart mit der Erkenntnis, dass heiße Suppe auf dem Balkon bei 28 Grad leider keine so gute Kombination ist.
Jedenfalls schlief das Kind ab 21 Uhr seligst im Bett und Norman und ich konnten endlich die Reiseroute für Bali in Angriff nehmen und gleich die ersten Unterkünfte buchen. Dabei vergeht die Zeit ja immer dermaßen schnell, während man sich durch hunderte Hotelbewertungen klickt, bis einem der Kopf schwirrt...

Freitag, 3. November 2017

Wochenausklang

Die Woche geht zu Ende, schon wieder sind die Tage an mir vorbeigerast.
Manchmal frage ich mich wirklich, warum die Zeit hier so schnell vergeht. Der Novemberanfang hat mich wirklich überrascht, was natürlich auch daran liegt, dass es hier so wenig herbstelt.

Den Donnerstag verbrachte ich tagsüber auf Petras wundervoller Dachterrasse in Bukit Timah, wir quatschten ausgiebig, während wir die Beine in den Pool baumeln ließen. Allein die An- und Abreise dauerte allerdings mit den öffentlichen Verkehrsmitteln jeweils 45 Minuten, und so war der Tag schon wieder halb vorbei, bis ich zurück zuhause war.
Deshalb schwang ich mich abends wieder mal aufs Radl, um zur Chorprobe zu düsen. Dabei wurde ich natürlich mehrfach angehupt (aber eher als Vorsichtsmaßnahme, so à la: Achtung, jetzt kommt ein Auto!) und verpasst den Abzweig. Weil ich zu faul war, 1 km zurückzuradeln, schleppte ich mein Fahrrad 50 Stufen hinauf und hinunter, um auf der Fußgängerbrücke die 8spurige Straße zu überqueren.
In der Kammerchor-Probe machte sich deutlich spürbare Nervosität breit; sind es doch nur noch 5 Wochen bis zum Konzert, und der 3. Satz im Bach-Gloria ist ganz schön happig. Da muss wohl jeder zuhause noch ein wenig üben *hüstel*.

Beim Heimradeln amüsierte ich mich wieder über die großartigen Namen der Wohneinheiten, die Favoriten auf dieser Strecke:
- Honolulu Towers
- The Legend (dazu bitte dramatische Musik vorstellen)

Heute ist Freitag, und nachdem Titus im Kindergarten abgegeben wurde (inzwischen fährt er mir davon!), fuhr ich mit dem Radl gleich im Anschluss zum Wet Market, um den Großeinkauf zu erledigen. 

Auf dem Weg dorthin passierte ich eine Wiese, auf der rüstige Damen morgens um kurz vor 9 Uhr eine Runde Tai Chi absolvierten. Nebenan trainierte eine Inderin in voller Salwar-Kameez-Montur selbstvergessen auf den Fitnessgeräten, die jeder öffentliche Platz und jeder Wohnkomplex sein eigen nennt.

Im Schnelldurchlauf besuchte ich meine Lieblingsstände für Obst, Gemüse, Brot und Haushaltswaren, denn die Putzfee hatte mich beauftragt, neue Wechsellappen für den Bodenwischer zu besorgen. Der chinesische Verkäufer und ich verstanden uns zum Glück auch ohne allzu viele Worte, und so radelte ich kurz darauf schon wieder nach Hause.

Dort nahm ich die restlichen Lebensmittel vom reizenden Redmart-Lieferservice entgegen und machte mich an die Tagesaufgabe: Küche und Böden putzen. Offenbar reicht es nämlich in Singapur nicht, nur einmal wöchentlichen Großputz abzuhalten. Im Küchenschrank sichtete ich die Tage die ersten Mini-Ameisen, und die Kakerlaken sind seit unserem Urlaub zwar nicht mehr auffindbar, aber sicher dennoch irgendwo gut versteckt. Also schrubbte ich Küchenschränke und -oberflächen, staubsaugte und wischte die Böden. Bei den Temperaturen hier glich das Ganze einem intensiven Workout und ich war ordentlich nass hinterher.
Zu guter Letzt sprühte ich das neu erstandene Insektengift in alle dunklen Ecken und Winkel und großzügigst rund um den Müllschacht - den ich wirklich nach wie vor sehr praktisch, aber eben auch hygienisch bedenklich finde...

Im Kinderzimmer musste besonders viel geputzt werden, hat das Kind doch bei einem Hungeranfall gestern am späten Abend zwei Scheiben Knäckebrot verputzt - im Bett. Also: frisch beziehen, absaugen, wischen, damit nicht hier auch über kurz oder lang eine Ameisenstraße quer durchs Kinderzimmer marschiert. Ich nutzte die Gelegenheit, um die Spielsachen ordentlich aufzuräumen und zu sortieren und sämtliche Fächer und Schubladen mit passenden Bildchen zu bekleben, damit Titus weiß, was wohin gehört.
Nebenbei whatsappte ich mit diversen Mitsängerinnen, denn da die Probe am Vorabend ja wenig erfreulich war, waren wir auf der Suche nach einer Lösung. Und da sind fünf hysterische Sopranistinnen nicht unbedingt hilfreich.
Zum Glück durfte ich mich dann beim ausgiebigen Telefonat mit der lieben Mara ein wenig entspannen, ebenso bei der einstündigen Busfahrt, die Titus und ich am Nachmittag Richtung Marina Bay unternahmen. In der Orchard Road ging es überhaupt nicht vorwärts, wir standen ewig im Stau, aber zumindest gab es dank der üppigen Weihnachtsdeko vor den Geschäften und über der Straße viel zu gucken und zum anderen war ich ganz angetan von einer Pause.



Endlich konnten wir zum Veranstaltungszentrum, der "Esplanade" marschieren. Dort gibt es im 5. Stock ein Kinder-Spielzimmer, in dem Titus eine Stunde lang konzentriert malte, bastelte und klebte, während ich immerhin Stifte und Materialien anreichen und mich am Blick aufs schicke Marina Bay Sands Hotel erfreuen durfte.




Punkt 18 Uhr wurden wir freundlich verabschiedet und noch während wir die Schuhe anzogen, rauschte die Mitarbeiterin an uns vorbei, ihrem Feierabend entgegen. Gutes Stichwort, also bestiegen wir den 75er-Bus, der uns direkt zum Asia Square und damit zu Normans Büro brachte. Wie immer waren sämtliche Plätze der umliegenden Restaurants und Bars voll besetzt mit Anzugträgern beim Einläuten des Wochenendes. Auf dem Platz selbst wehte uns wie immer der seltsame Parfümgeruch um die Nase, der diesem Treffpunkt offenbar das gewisse Extra verleihen soll, mich aber nur an die Penetranz der Abercrombie&Fitch-Filialen erinnert.

Gemeinsam mit dem schwer arbeitenden Mann steuerten wir den Lau Pa Sat-Hawker an. Inzwischen habe ich schon meinen Lieblings-Inder dort und saß wenige Minuten später mit einem perfekten Masala Paneer Dosa am Tisch, während die Herren lieber am Stand nebenan Dumplings und dazu Lime Juice holten.
Auf dem Heimweg versuchte Titus wieder einmal, in der MRT sämtliche Durchsagen lauthals zu wiederholen: "Die hat 'next station' gesagt!", worüber sich die Dame gegenüber fürchterlich amüsierte.

Zuhause dann wieder ewige Diskussionen: Titus ist seeeehr mama-anhänglich zur Zeit und will immer nur von mir ins Bett gebracht werden. Da er aber aktuell immer erst nach Stunden einschläft (da im Kindergarten darauf bestanden wird, dass er einen Mittagsschlaf macht und deshalb abends natürlich null müde ist), habe ich da leider nicht jeden Abend Lust drauf. Mann. Irgendwann und nach ein paar Tränen ist eine Einigung gefunden, und Titus hört noch bis weit nach 22 Uhr auf seinem Ipod ein Hörbuch, während ich in Ruhe weiter im Dan-Brown-Thriller schmökern kann. Gute Nacht!

Dienstag, 31. Oktober 2017

Monatsrückblick: Oktober 2017

Die diversen Halloween-Partys haben wir gut überstanden.
The "spooky chef"

Und als ich gestern mit dem Radl zur Yogastunde unterwegs war, kreuzten Prince Charles und Camilla meinen Weg, als sie gerade nach der offiziellen Begrüßungszeremonie den Präsidentenpalast Istana verließen.


So endet der Oktober, wir leben nun schon drei Monate in Singapur und sind trotz mangelnder Herbststimmung immer noch sehr angetan von unserem neuen Zuhause.

 Zeit für den Monatsrückblick - das habe ich gelernt:

1. Die Singapurer sind Hygiene-Fanatiker. Bei den Kindergarten-Kindern wird jeweils morgens, mittags und nachmittags die Temperatur gemessen, bei kleinsten Erhöhungen heißt es sofort: abholen und zum Arzt. Überall hängen Hinweisschilder, wie das korrekte Händewaschen abzulaufen hat. Arbeitnehmer, die veschnupft ins Büro gehen, sind überhaupt nicht gerne gesehen. Jeder, der auch nur unter leichten Erkältungsbeschwerden leidet, möge bitte sofort nach Hause gehen und sich dort mindestens drei Tage auskurieren. Oder wenigstens einen Mundschutz tragen.
An Bushaltestellen hängen riesige Plakate der "F.I.G.H.T."-Kampagne, die auf vermeintlich "coole" Art darauf aufmerksam machen soll, wie man die Übertragung von Krankheitserregern vermeiden kann. Passend dazu gibt es natürlich auch Kinderbücher.



2. Gute Putzfrauen sind offenbar so rar wie auch in München. Zwar bin ich nun mit unserer zweiten Dame insgesamt zufrieden, doch leider spricht sie nicht wirklich gut Englisch, was die Kommunikation erschwert. Nachdem ich sie diese Woche darauf hingewiesen hatte, dass sie doch bitte verschiedene Putzlappen ("different cloth") für Küche/Bad/Rest der Wohnung benutzen solle, stellte ich später fest, dass sie tatsächlich andere Lappen als beim letzten Mal benutzt hatte - allerdings wieder genau einen für die gesamte Wohnung.

3. Akzeptieren müssen wir wohl auch, dass ein gewisses Maß an Ungeziefern zu einem Leben in den Tropen schlichtweg dazugehört. Bei meiner kleinem Umfrage stellte sich heraus, dass jeder (egal in welchem Stockwerk lebend) Kakerlaken bei sich zuhause hat - manche mehr, manche weniger. Auch Ameisen sind weit verbreitet, und so haben die vielen Kammerjäger-Firmen in der Stadt gut zu tun. Da ich zwar keine Angst vor Krabbeltieren habe, sie aber doch nach wie vor eklig finde, rüsten wir nun zum Kampf und ich habe eine große Bestellung an Giftsprays aufgegeben.

4. Der durch Studien belegte "honeymoon", den wir als frischgebackene Expats gerade durchlaufen, hält dennoch nach wie vor an. Noch freuen wir uns, dass es hier im Gegensatz zu München immer noch sommerlich warm ist und vermissen weder Herbststimmung noch warme Kleidung oder die Umstellung auf Winterzeit. Die Weihnachtsdeko in den Straßen mutet zwar etwas seltsam an und ich bin noch unschlüssig, ob ich dieses Jahr überhaupt Plätzchen backen soll, aber eine Sehnsucht nach Deutschland empfinde ich überhaupt nicht. Mal schauen, wie sich das weiter entwickelt.

5. Zwar dachte ich bei den vielen Fotos von Herbstwanderungen in den Alpen, die mir die Lieben aus der Ferne regelmäßig schicken, schon hin und wieder mal: "Och, wie schön, so eine Bergtour!", doch muss ich zugeben: Tauchen ist definitiv ein guter Ersatz für Berg-/Wintersport. Nach unserem Urlaub auf Tioman sind wir ganz schön "angefixt" und suchen bereits die nächsten Tauch-Spots für unseren Weihnachtsurlaub aus.

6. Das Reisen von Singapur aus ist wirklich toll, immer neue Reiseziele werden plötzlich realistisch, weil sie so nah sind. Das einzige Manko: der Berg an Fremdwährung, den Norman von seinen Geschäfts- bzw. von unseren Urlaubsreisen nach Hause bringt, wächst und wächst. Inzwischen habe ich zumindest mal eine Art "Sortierung" eingeführt, damit wir die ganzen malayischen Ringgit, indonesischen Rupien, australischen Dollars, thailändischen Baht und was da sonst noch alles dazukommen wird, nicht durcheinander bringen und für die nächste Reise griffbereit haben.



7. Zu den vielen Währungen, deren jeweiligen Umrechnungskurs ich mir nie merken kann, kommt der ständige Kontakt zu neuen Sprachen. Auf Tioman stellten wir plötzlich fest, dass wir einige Wörter aus Sumatra wiedererkennen. Internetsuchen ergaben, sowohl Malayen als auch Indonesier malaiisch sprechen (neben unzähligen Dialekten natürlich). Wusste ich vorher nicht!
Bei der Chorprobe gestern lernten wir ein Lied im Hokkien-Dialekt, von dem ich bislang auch noch kaum etwas gehört hatte - zum Glück hatten wir zwei Muttersprachler in der Gruppe, die uns geduldigst die Aussprache beibrachten.
Titus kann nun immerhin auf malaiisch zwei ("dua") Pfannkuchen bestellen, außerdem findet nachmittags im Kindergarten immer eine Spieleinheit auf Mandarin statt. Ich bin gespannt, wann er davon die ersten Wörter von sich gibt.

8. Morgens bietet sich mir auf dem Weg in Titus' Kindergarten immer ein nettes Bild - inzwischen kennt man sich in der Nachbarschaft, gegen 8:30 Uhr sind stets diesselben Menschen Richtung Büro, Schule oder Kindergarten unterwegs. Die Kinder und Jugendlichen sind allesamt adrett in ihre jeweiligen Schul-Uniformen gekleidet. Ich persönlich finde das ja ganz prima - morgens entfällt die lästige Klamottensuche, alle sehen einigermaßen gleich aus, egal mit welchem Budget der elterliche Haushalt ausgestattet ist, und die Kinder identifizieren sich so schnell mit ihrer jeweiligen Einrichtung (und sind auch außerhalb stets als deren Mitglied zu erkennen).
Mit einer einheimischen Nachbarin hatte ich kürzlich ein längeres Gespräch, und wir versuchten zu ergründen, warum in Deutschland Schuluniformen unüblich sind. Wir schlussfolgerten, dass die Individualität dort höher geschätzt wird, während in Singapur bereits Kinder zu einer gewissen Konformität in diesem Vielvölkerstaat erzogen werden.

9. Noch etwas, worüber ich beim morgendlichen Spaziergang gerne sinniere: sämtliche Hochhaus-Komplexe, in denen Wohnungen untergebracht sind, tragen Eigennamen. Man nennt also nicht die Straße, in der man wohnt, sondern das Stadtviertel und dazu noch den Namen des Condos, in unserem Fall "Lincoln Suites" (und evtl. noch das nächstgelegene Einkaufszentrum dazu, das kennen Taxifahrer in jedem Fall).
Mir zaubern sehr oft diese Namen ein Lächeln ins Gesicht, denn die sind zum Teil sehr hochtrabend, schöngeistig oder oft auch einfach albern.

Meine Lieblinge:
- The Edge
- Newton Gems
- Park Infinia
- The Light (es gibt auch: The Lumos)
- The Beverly
- Holland Village / Spanish Village
- Charming Gardens / Tulip Garden / Waterfall Garden / Mayfair Garden / Wing on Life Garden...
- Casa Esperanza
- Cascadia
- The Legend
- The Equatorial
- Trilight
Ich könnte ewig weiter aufzählen!

10. Zu guter Letzt - das sind unsere neuen Lieblings-Kinderbücher in diesem Monat:
- "How to wash a wooly mammoth" von Michelle Robinson (auch auf Deutsch erhältlich)
- "You must bring a hat" von Simon Philip/Kate Kindley - so eine herrlich absurde Geschichte und so schön gezeichnet! (ebenfalls auf Deutsch erhältlich)
(Vor-)Lesen und dabei laut lachen!

Momentan schlage ich mir mit zwei Fragen herum:
1. Wohin mit ausgedienten Batterien?
2. Woher kriege ich in Singapur eine Professionelle Zahnreinigung (klar, Zahnärzte gibts en masse, Empfehlungen für diverse Praxen habe ich auch bereits in der Tasche, aber eine PZR nach deutschem Maßstab finde ich einfach nicht. Naja, notfalls vertage ich das Problem bis zu unserem Heimatbesuch im März).